Runcam Eagle 4:3 800 TVL Testbericht

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Info: Dieser Beitrag wurde von meinem Gast-Autor Lucas verfasst, nicht von mir (Phil).

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Inhaltsverzeichnis


Lieferumfang

Der Lieferumfang ist komplett und gut durchdacht. OSD-Menü-Kabel, Cinch-Adapterkabel, Servosteckerkabel, Haltebügel mit Kleinteilen und eine Broschüre sind dabei.

Besonders erwähnen möchte ich das Anschlusskabel, zu sehen im dritten Bild. Es sind Silikon-Kabel. Endlich. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt schon etliche PVC-Kabel mit dem Lötkolben versehentlich „abisoliert“ und angeschmort und mich über dieses Material geärgert, und zahlreiche Anschlusskabel mit Silikonkabeln selbst gebaut. Nicht dass das nun ein Ende hat, weil Ersatzkabel braucht man gegebenenfalls, aber eine coole Sache von Runcam! Leider ist nur dieses eine Anschlusskabel mit Silikonisolierung, alle anderen Kabel im Lieferumfang sind PVC …

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Kamera

Die Kamera ansich wiegt laut meiner Waage 16,4 g ± 0,2 g, ohne Objektivschutzkappe und Befestigungsbügel. Dies ist schwerer als die 12 g der HS1177 und ist dem Magnesium-Gehäuse zu verdanken. Rundherum sieht sie gut aus und macht einen sehr stabilen Eindruck.

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Die beiden Anschlussstecker sind wie üblich Molex PicoBlade mit 1,5 mm Pinabstand. Hier hat sich Runcam für die Aufteilung in Hauptkabel und OSD-Menü-Kabel entschieden, während andere Modelle oder die HS1177 nur einen Anschluss mit einem vierten Pin für das OSD-Menü besitzen. Ein Nebeneffekt der Pins für das OSD-Menü-Kabel ist, dass man da nur mit Kurzschließen des gewünschten Pins mit GND im Menü navigieren kann, sollte man das passende Kabel nicht dabei haben. Dies wäre bei der 1-Pin-Lösung nicht möglich.

Das einzige was mich stört sind die Lücken zwischen dem Deckel und dem Gehäuse, das sitzt an der HS1177 beispielsweise viel passgenauer mit komplementären Geometrien.

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Für meine Anwendung und der aktuellen Jahreszeit habe ich das Gehäuse gegen Schmutz abdichten wollen. Wie im folgenden Foto zu sehen ist der Deckel mit LiquidTape an drei Seiten abgedichtet. Auch habe ich die Befestigungsgewinde links und rechts innen mit Klebeband abgeklebt, und die beiden Platinen mit Plastik70-Spray versiegelt. Wer sich nicht damit auskennt, sollte den letzten Schritt nicht nachmachen, man kann sich wichtige Kontake damit verkleben.

 

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Innereien

Zu meiner Überraschung beinhaltet die Eagle gleich zwei Platinen, die mit einem speziellen Stecker miteinander verbunden sind. Hierbei hat der rückseitige Gehäusedeckel ein Wärmeleitpad, das direkt auf einen Prozessor drückt. Das Magnesium-Gehäuse hat innen kleine Rippen, die in die Platinen greifen.

Obwohl diese Kamera die 4:3-Version ist, hat der CMOS-Sensor ein 16:9-Verhältnis. Es wird daher nur ein Ausschnitt des Sensors für das Videobild genommen.

Das mitgelieferte Objektiv macht einen sehr guten Eindruck. Es hat eine größere Rücklinse, genau wie das angesehene GoPro-Hero2-Ersatzobjektiv. Der IR-Block-Filter ist an dessen Rücklinse angebracht/aufgedampft, nicht am Sensor.

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Befestigung

Die Befestigung ist ein Metallbügel mit Winkelanzeige und ein Beutel mit vier kurzen und zwei langen M2-Schrauben, zwei Stoppmuttern, vier Unterlegscheiben und einem kleinen Inbusschlüssel für die Schrauben. Die Arretierung und Festlegung des Uptilt gelingt gut und fühlt sich robust an. Man sollte aber wie immer darauf achten, die Schrauben nicht zu fest anzuziehen.

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Im realen Flug kann ich diese Halterung leider noch nicht testen, da die mittlere Bohrung 2 mm Durchmesser hat, anstatt der 3 mm am Bügel der HS1177 und der Top Plate meines Shrike, wo der Bügel hin sollte. Daher habe ich die Runcam fürs erste mit dem Bügel der HS1177 befestigt:

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OSD-Menü

Hier einmal ein Durchgang durch das komplette OSD-Menü im Auslieferungszustand. Zu manchen Einstellungen gibt es noch tiefere Unterpunkte, sobald man statt AUTO auf das manuelle Einstellen wechselt.

Vergleich mit HS1177

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Für den Vergleich mit der HS1177 habe ich beide Kameras auf Werkseinstellungen zurückgesetzt. Man kann die HS1177 sicherlich heller einstellen, um das Bild etwas ähnlicher aussehen zu lassen. Bei der Eagle könnte eine geringere Einstellung für das Schärfen die unten genannten bunten Artefakte und Moiré reduzieren, siehe Abschnitt „Bildqualität“ weiter unten.

An der Eagle war das mitgelieferte Objektiv dran, an der HS1177 das GoPro Hero2 Ersatzobjektiv. Die Aufnahmen wurden jeweils direkt nachinander gemacht, nicht gleichzeitig. Die Drehung mit dem Briefkasten wurden nachträglich verlangsamt.

Meine Beobachtungen:

– 0:03: die HS1177 nutzt anscheinend eher eine Spot-Belichtungsmessung, wobei die Eagle einen größeren Bereich zur Belichtungsmessung heranzieht. Sie korrigiert die Belichtung außen früher, die HS1177 erst, wenn der Mittenbereich zum Himmel gerichtet ist.

– 0:05: sehr starker Moiré-Effekt auf der Gittertür bei Eagle

– 0:14: Bunte Artefakte („Schimmern“) am Fahrradrahmen bei Eagle, Moiré am Lüftungsgitter im Hintergrund

– 0:16: HS1177 hat weniger Detail in den Wolken

– 0:22: mit HS1177 größerer weißer Bereich um Sonne, bei Eagle dafür wieder bunte Artefakte an Baumästen

– 0:37: mit Eagle kann man die dreidimensionale Ausbreitung der Äste viel besser erkennen als bei dem „einfacheren“ Bild der HS1177

Bildqualität

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Das Auffälligste an der Runcam Eagle sind die natürlichen Farben und der große Dynamikumfang. Die Farben machen das Fliegen über die Brille in meiner Erfahrung viel angenehmer, man bekommt mehr das Gefühl, herumzufliegen und vergisst die Technik mehr („ich sehe ein Analogvideo“ zu „ich bin dort“). Man kann den Himmel mit detaillierten Wolken betrachten. Feine Blätter erkennen. Den einen oder anderen Ast besser sehen (meiner Erfahrung nach: immer zu spät zu sehen). Der Dynamikumfang hilft enorm bei tiefstehender Sonne (wie in den beiden folgenden Videos) und schattigen Ecken, in die man hineinfliegen will. Erkundungsturen im Wald; man kann sich den Waldboden anschauen. Man bekommt mit der Eagle einfach mehr Übersicht und muss, unbewusst, weniger raten, wie die Gegebenheiten sind. Das macht, denke ich, das Fliegen so viel entspannter und man hat mehr Möglichkeiten.

Nachfolgend zwei Beispielflüge, aufgeteilt in drei Videos:

Diese gegen die Sonne zu sehenden Linien sind kein Effekt der Kamera, das sind die Schatten der Propellerblätter:

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Bei den Flugvideos habe ich Scharpening im OSD-Menü auf Stufe 5 und Edge gleich darunter auf 10 gestellt, voreingestellt ist dieser beides auf „Auto“, was nach meiner Erfahrung den weiter oben schon erwähnten Schimmer-Effekt bewirkt:

Also sind diese Einstellungen mitunter die wichtigsten. Die Eagle hat das GoPro Hero2 Ersatzobjektiv dran gehabt, also sind Flares o.Ä. nicht Schuld des Runcam-Objektives.

Ein anderer Effekt, den man der Runcam Eagle zuschreiben muss, ist die Darstellung der Propellerblätter. Anders als bei der HS1177 zeigen sich die Blätter nicht einzeln in den Frames, sondern werden mehrfach in jedem Frame abgebildet, je nach Drehzahl mehr oder weniger. Bei dunkleren Lichtverhältnissen verschwimmen sie aber wieder (siehe oben, zweites Beispielvideo im Wald).

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HQProp 5×4×3 mit Runcam Eagle

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RaceKraft 5051 mit Runcam Eagle

RaceKraft 5051 im Bild bei der HS1177

RaceKraft 5051 mit HS1177

Alle drei Screenshots wurden an Stellen mit mittlerer Gasstellung gemacht, da bei Leerlaufdrehzahl der Effekt nicht so ausgeprägt wäre.

Latenz

Ich hatte in meiner bisherigen Zeit mit dieser Kamera noch keine Extremsituationen, wo ich sehr schnell auf Hindernisse reagieren musste. Dennoch habe ich das Gefühl gehabt, genauso direkt zu fliegen wie mit der altbewährten HS1177, daher ist die etwas höhere Latenzzeit der Eagle kein Negativpunkt für mich. Joshua Bardwell hat ein längeres Video zur Latenz der Eagle, mit gleichem Fazit:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=gOf4WNnWOh8&w=560&h=315]

Fazit

Die Runcam Eagle zeigte mir, dass die Technik der analogen Videoaufnahme in unserem Hobby noch keinen Endzustand erreicht hat. Das live übertragene Bild zu verbessern heißt, das gesamte Erlebnis zu verbessern, und diese Kamera scheint genau das zu tun, auch wenn sie kleinere Probleme hat. Ich finde, mit der Eagle kann man digitales FPV – zumindest so wie es momentan exisitert – noch getrost abwarten, da Analog noch sehr gutes Bild liefern kann.

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8 Responses

  1. Benjamin sagt:

    Hallo,

    ich möchte die Eagle gerne in der Industrie einsetzten. Montage an Roboter oder in Bearbeitungszentren. Ist es hier möglich das Signal an ein Tablet oder einen PC zu senden? Wenn ja, was brauche ich dazu und wie sieht es dann mit der Latenz aus??

    Gruß
    Ben

    • Phil sagt:

      Hey Ben,

      Das ist theoretisch machbar. Du benötigst am Ort wo die Kamera betreibst eine Spannungsquelle.
      Wenn es drahtlos senden soll, brauchst du auch noch einen Videosender. Entweder digital oder analog. Empfangsseitig würde ich einen Monitor empfehlen, je nach Anwendungszweck. Wenn das Bild am Rechner gespeichert werden soll, kann man über Wandler bzw AV Grabber das Bild angreifen und aufnehmen.
      Die Latenz ist sehr gering bzw meiner Meinung nach nicht erkennbar.

      Du müsstest deine Anforderungen (analog, digital,…), Wünsche (HD Bild, Linsen, Weitwinkel,…) und Begebenheiten (gibt es andere Maschinen die gestört werden könnten durch Drahtlose Übertragung) etwas genauer beschreiben, dann kann ich dir eventuell sogar die richtigen Komponenten verlinken.

      Gruß,
      Phil

      • Benjamin sagt:

        Hallo Phil,

        Vielen Dank für deine Antwort.

        Ich denke Digital wäre gut. HD Bild muss es nicht unbedingt sein. Die Linse sollte kein Fisheye sein. Drahtlos wäre kein problem für umliegende Maschinen. Ein Speichern des Bildes ist nicht Zwingend erforderlich.

        Zum Verwendungszweck:

        Ich programmiere NC gesteuerte Bearbeitungsmaschinen. Leider habe ich von außen nicht immer die optimale Sicht auf das Werkzeug. Darum möchte ich mir neben der Spindel eine Kamera montieren und dann über den Monitor die Maschine steuern. Darum brauche ich auch eine sehr geringe Latenz um kollisionen zu vermeiden.

        Ich wäre über Tips zum Equipment sehr Dankbar.

        Gruß Ben

  2. Oliver sagt:

    Hallo,

    kann man die FPV Kameras auch direkt an einen Monitor anschließen z.B. FBAS-Anschluss?
    Habe dazu nicht im Internet gefunden.

    Ich würde gerne die Kamera und ein OSD ohne Sender/Empfänger Testen.
    Gruß
    Oliver

  3. Sterchi sagt:

    Hallo, vielen Dank für deine tollen Beiträge. Kurze Frage, wäre es möglich deine finale Einstellungen für diese RUNCAM Eagle bekannt zu geben?
    …wegen Sharpening und Edge hast du ja geschrieben, was mit den anderen Parameter?
    viele Grüsse Philippe

  1. 22. November 2016

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